Stiftungsurkunde von 1693

STIFTUNGSAKTE DER PREETZER PREDIGERBIBLIOTHEK

Im Namen der hochgelobten und hochheiligen Dreifaltigkeit, Gottes des Vaters, Gottes des Sohnes, Gottes des heiligen Geistes, so herzlich geliebet und fleissig gelobet seyn muß in alle Ewigkeit. Amen.

Thue kund und bekenne hiermit aller Welt, Kraft dieses, Ich, Petrus Scheele, Pastor S.Magdal. und des Zuchthauses in Hamburg, daß, nachdem ich von christlichen Aeltern, weiland Hrn. Peter Scheele und Frau Catharina, seeligen Hrn. Petri Andreä, Klosterpastori Tochter, so eine Schwester seel. Herrn Johannis Andreä, hochbeliebten Diaconi im Flecken gewesen, durch Gottes Gnade bin geboren, und also Preetz mein Geburtsort geworden; ich demselben auch allemal mit natürlicher Liebe zugethan geblieben. Und nachdem der allmächtige Gott an mir sehr große Barmherzigkeit erzeiget, daß ich nicht allein zum studio theologico glücklich bin aufgeführet, sondern auch der Allerhöchste mich unter die Zeugen der himmlischen Wahrheit allergnädigst gezählet, und dermaßen mit aller Nothdurft von Jugendt auff versorget, daß ich es nicht zu hoch mit Dank werde erheben können, unter anderem auch eine gute Bibliothec mir nach seiner grossen Güte hat bescheret, die ich doch, wie alles andere, zur Zeit gehörige, im Tode nicht mitnehmen werde, und demnach ich dieselbe nicht will ver auctioniret und in so viel frembde Hände zerstreuet wissen, also habe wolbedächtich resolviret, sie dem Herrn meinem Gott in seiner Kirchen zu deren Erbauung aufzuopfern, und weil in der weitberümbten Stadt Hamburg daran man ein Ueberfluß finde, meinem Vaterlande damit zu dienen, demnach vermache ich sie im Namen des drey Einigen Gottes dem Wol=Ehrenv. Clero Pretzensi zu ewigen Tagen. Nicht mir ein Ansehen damit zu machen, sondern blos meinen Gehorsam und Dankbarkeit dem allmächtigen Gott in demüthigster Niedrigkeit zu erzeigen; denn der sie mir gegeben, dem gehört sie wieder. Wer bin ich, daß ich dem Herrn, der reich ist über alles, könte was geben? Alles ist sein, auch Silber und Gold, dir, Herr, gebühret die Macht und Gewalt, Herrlichkeit, Sieg und Dank; denn alles, was im Himmel und auf Erden ist, das ist dein. In deiner Hand stehet es, Jedermann gros und stark zu machen. Was bin ich, daß ich vermöchte, dir was zu geben? Ich weis, mein Gott, daß du das Herz prüfest, und Aufrichtigkeit ist dir angenehm, darum habe ich dies alles aus aufrichtigem Hertzen freiwillig gegeben. Und das wird ja auch die Herren künftige Possessores bewegen, allerdings redlich, getreu, und rechtschaffen allemahl dabei zu handeln, und bedenken, daß es nicht ihr Eigenes, sondern dein, du großer Gott guth sei; auf daß, wer es nicht fleissig zur Besserung deiner Kirchen anwendet, oder etwas würde wissentlich verwahrlosen, verderben oder versäumen, und nicht aufs emsigste conservieren, dessen schwere Verantwortung vor deinen künftigen unausbleiblichen Gerichte werde tragen müssen.

Solchergestalt denn vermache ich im Nahmen Gottes des allerhöchsten dem Clero Prezensi, das ist, allen 3 Predigern in Preetz meine Bibliothec ganz und gar, alle Bücher ohne alle Diminuation in Folio, 4to, 8to, wie sie Namen in meinem eigenhendigen Catalogo haben, dieselbe zum fleißigen Gebrauch in Aufsicht zu nehmen, und Gott zur Ehre zu besitzen. Und damit diese Bibliothec nicht möge mit den Jahren abnehmen, sondern immerdar zuwachsen und verbeßert werden, lege ich zwei Tausend, ich sage 2000 Thaler Geldt an gültigen dänischen Kronen dazu zum christlichen und ewigen Andenken der beiden seeligen Jungfrauen Margret und Heylwich von Ahlfeldt, deren Vater gewesen der weilandt wohlgebohrne Herr Jürgen von Ahlfeldt, wohnhaft zu Flensburg, welche 1661 den 15ten April und Anno 1682 seelig im Herrn entschlafen: also daß ich bleibe Fundator, sie aber heissen Conservator oder Conservatrices dieser Schelen Bibliothec.

Die 2000 Rthlr. sollen die Herren Prediger in Preetz als bald im Umschlage nach meinem seeligen Todes empfangen, und von der Zeit an im folgenden Umschlage die Renten einnehmen, davon cum communi consensu neue Bücher einkaufen, und das bonum publicum damit verbessern, die Inspection sollen sie successive alle drei führen; der Herr Kloster Pastor fängt an, hält das Register und reichet die Bücher aus, bis das Jahr umb ist, so thut er Rechnung der Frau Priörin und dem Herrn Probst, wie viel für die Renten eingekauft, und überreicht dann den Schlüssel dem Herrn Pastoren im Flecken und dieser also im folgenden Jahre an seinen Herrn Collegen.

Was die Herrn Prediger vom Lande betrifft, wenn sie immediate unter der respective hochgeachten Klösterlichen Obrigkeit stehen, können auch Bücher heraus bekommen, doch mit Versicherung sicherer Restitution; die andern müssen zum Bürgen haben einen von den Herrn Pretzensibus; denn wenn sie etwas verderben oder verlieren, können sie nicht schlechter dings durch die Klösterliche Obrigkeit zur Restitution angehalten werden, welches doch nöthig ist, wofern das Werk richtigen Bestandt haben soll. Wenn auch Jemand aus meiner Freundschaft ein Studiosus würde, so lange er in Preetz sich aufhält, soll auch die Mitgeniessung haben.

Und wie ich der Hochlöbl. Obrigkeit aller höchsten Dank abzustatten schuldig bin, so wie ich auch Krafft dieses in bester Form verrichte, daß Sie Ihr diese meine gute Stifftung bereits gütigst hat gefallen lassen, und mir zu dem Ende einen bequemen Ort in Ihrer Hochadelichen Kloster Kirchen und zwar im Reventer zur Beisetzung dieser Schelen-Bibliothec angewiesen; als unter gebe ich derselben dieses Werk weiter herzlich und gäntzlich, mit gantz festem Vertrauen, daß, wie es blos zur Ehren Gottes angesehen, Sie es ferner Gott dem Allerhöchsten zum Preise geliebe in ihren mächtigen und heiligen Schutz zu nehmen, Gott verleihe langes Leben, und glückliche Regierung: hernach aber es an Ihre künftigen Successoren aufs gütigste zu recommendieren, daß die Ehre Gottes beständigst hierdurch befördert werden möge, davor wird der allmächtige Vergelter Ihnen in künftiger Gnadenhimmelskron ein köstlich glänzend Kleinoth unfehlbar zulegen, und Ihnen solche Ihre Gottseligkeit mit ewiger Gnad und Güte vergelten. Amen. Amen. Amen.

Wenn mein Testament geöfnet wird, wird sich finden, daß dem Armen Hause in Preetz auch etwas sei zugeleget: daß sollen meine Erben auszahlen, aber nicht eher, bis sie selbst zur vollen Geniessung gelangen werden.

Signatum Hamburg, 1693 die Baptistae
Petrus Schele, Pastor ad S. Mar.Magdal.et in ergastulo majori
manu et sigillo

vergleiche: Schleswig-Holsteinische Provinzialberichte 1793, Siebenten Jahrgangs zweiter Band. Fünftes Heft (S. 129–133)