Petrus Scheele Biografie

Adeliges Kloster Preetz · Predigerbibliothek
Petrus Scheele · Kupferstich von Christian Romstet, 1667 · public domain · Quelle: wikimedia

Stifter der Predigerbibliothek ist der am 7. Juni 1623 in Preetz geborene Theologe Petrus Scheele. Sein Vater gleichen Namens muss von Bildung und einigem Vermögen gewesen sein. Seine Mutter Catherina war die Tochter des Klosterpredigers Peter Andreä. Ein Bruder der Mutter, Johannes Andreä, war Diakon an der Preetzer Fleckenskirche. Damit lag es wohl nahe, dass Petrus Scheele, nachdem er in Kiel zur Lateinschule gegangen war, mit 19 Jahren das Studium der Theologie aufnahm.

1642 immatrikulierte er sich an der Rostocker Universität. Drei Jahre später setzte er seine Studien in Königsberg fort. Im Wintersemester 1648 ging er nach Wittenberg, um seine Studien 1650 oder 1651 abzuschließen. Danach zog es ihn zurück nach Rostock, wo er vermutlich als Hofmeister adeliger Studenten wirkte. 1654 folgte er dem Ruf des Landeshofmeisters des Deutschen Ordens Joachim Ernst von Wallenrodt nach Königsberg. Wallenrodt hatte eine weithin bekannte Bibliothek zusammengetragen, in eine Stiftung umgewandelt und im Königsberger Dom aufgestellt. Diese Bibliothek hat Scheele betreut, geordnet und katalogisiert. Schon zwei Jahre später verließ er Königsberg, wohl um in den folgenden vier Jahren als Hauslehrer oder Hofmeister auf einem der Adeligen Güter in Holstein zu wirken.

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Hof der Wittenberger Universität – LEUCOREA-Hof, 1644 · public domain · Quelle: wikimedia

Seit Beginn seines Theologiestudiums, möglicherweise schon zu Schulzeiten, hatten ihn die Preetzer Konventualinnen Margaretha (1614–1682) und Heilwig -oder Hedwig- von Ahlefeldt (1616–1661) gefördert. Heilwig verdankte er sein erstes Buch, jedenfalls das früheste erhaltene, das er mit seinem Namen versah. Als Heilwig 1661 nach längerer Krankheit im Alter von nur 45 Jahren verstarb, hielt er die Leichenpredigt, die er unter dem Titel „Triumphbogen einer gläubigen Seele“ im Hamburg drucken ließ. Wohl dank der Fürsprache der Schwestern Ahlefeldt und der Unterstützung des Amtsmannes von Rendsburg hatte er 1659 seine erste Pfarrstelle als Archidiakon (2. Prediger) an der Rendsburger Marienkirche angetreten. Landrat und Amtmann des großen Amtes Rendsburg
war Hinrich von Blome auf Farve und Hagen (1616–1676), als Ritter des Elephanten-Ordens und Geheimer Rat ein Herr von erheblichem Einfluss. Von ihm und besonders von seiner Frau Lucia von Pogwisch, die Blome als Erbtochter ihr Gut Hagen zugeführt hatte, wurde Scheele unterstützt und gefördert.

16 Jahre blieb Scheele Archidiakon in Rendsburg. Die meisten seiner vielen gedruckten Predigten und Schriften sind hier entstanden (siehe „Petrus Scheele Schriften“). Vermutlich ist es der Empfehlung von Hinrich Blome zu danken, dass Scheele 1676 zum Pastor in Giekau am Selenter See gewählt wurde. Das Präsentationsrecht, also das Vorschlagsrecht für die Pastorenwahl, lag bei dem Besitzer des Gutes Neuhaus, Cai von Rantzau (1650–1704), der mit einer Tochter Blomes verheiratet war.

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Ansicht von Rendsburg mit der Marienkirche · Stich aus Braun & Hogenberg’s Städtebuch, 1584 · public domain · Quelle: wikimedia

Sein Ruf als strenggläubiger Lutheraner und wortgewaltiger Prediger muss bis nach Hamburg getragen worden sein. Jedenfalls kamen 1681 zwei hamburgische Oberalte nach Giekau, um ihn predigen zu hören. Sie trugen ihm an, nach Hamburg zu kommen und dort Prediger an der Marien Magdalenenkirche und bei dem Zucht- und Werkhause zu werden.

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Maria-Magdalenen-Kloster in Hamburg · Zeichnung Christoffer Suhr, Litho Peter Suhr, 1800 · public domain · Quelle: wikimedia

Man darf annehmen, dass die Theologie Scheeles der eigentliche Beweggrund war, ihn nach Hamburg zu holen, denn in Hamburg tobte ein Kirchenstreit zwischen den Anhängern der rechten lutherischen Lehre und pietistisch gesinnten Geistlichen. Scheele stand ganz auf der Seite der Rechtgläubigen und machte sich damit in Hamburg nicht nur Freunde. Er wetterte gegen neue Moden wie Schauspielerei, Opernkunst und Gartenlust. Besonders die Oper am Gänsemarkt erregte seinen Unwillen. Politisch wurde der Streit, als Scheele Herzog Christian Albrecht von Schleswig-Holstein-Gottorf als einen der maßgeblichen Förderer der Oper angriff. Christian Albrecht war von seinem dänischen Vetter und Schwager König Christian V. aus seinen Landen vertrieben worden war und hatte in Hamburg Exil gefunden. Ohne dessen Namen zu nennen, hatte Scheele am Bußtag 1682 gefordert: „Wollen Fürsten und Herren Opern spielen lassen, laß sie in ihr Land ziehen und daselbst Opern spielen“. Der Herzog, dem die Rückkehr in sein Land ja verwehrt war, fühlte sich persönlich angegriffen, beschwerte sich beim Senat der Hansestadt, und Scheele musste Abbitte leisten. Als einige Jahre später ein offensichtlich von den Opernfreunden bestelltes theologisches Gutachten zum Schluss kam, dass Opern zur Ehre Gottes gehalten würden, weigerte sich Scheele, das Gutachten anzuerkennen. Erst als ihm mit Amtsenthebung gedroht wurde, sah er sich bemüßigt, den Streit beizulegen.

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Oper am Hamburger Gänsemarkt · Stich von 1726 · public domain · Quelle: wikimedia
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Herzog Christian Albrecht von Holstein-Gottorf · Kupferstich von Richard Collin, 1664 · public domain · Quelle: wikimedia

Scheele war zweimal verheiratet. 1661 schloss er seine erste Ehe mit Elisabeth Rhenius (1633–1692), einer Tochter des Konrektors der Husumer Lateinschule Johannes Rhenius, die nach über dreißigjähriger Ehe 1692 in Hamburg starb. Ein Jahr darauf heiratete er die Witwe des Pastors Christian Pröve, Anna Elisabeth Pröve geb. Westphal. Scheele starb am 4. Dezember 1700 in Hamburg. Beide Ehen Scheeles blieben kinderlos.

Da er keine Leibeserben zu bedenken hatte, konnte er frei über sein offenbar nicht unbedeutendes Vermögen verfügen. Schon 1684 hatte Scheele ein Stipendium für Studenten der Theologie aus Preetz, der Probstei Münsterdorf und Hamburg gestiftet, dessen Stiftungskapital er 1688 in einem Codizill zu seinem Testament auf stattliche 3.100 Reichsthaler erhöhte. Die Stipendiaten sollten die ersten Semester in Kiel studieren. Anschließend durfte das Studium an einer anderen, orthodox-lutherischen Universität fortgesetzt werden.

In dem gleichen Codizill sorgte er dafür, dass seine Bibliothek nach seinem Tod nicht aufgeteilt oder verschleudert werden konnte. Scheele hatte Zeit seines Lebens Bücher gesammelt. Bis zu seinem Tod war seine Bibliothek mit überwiegend theologischen Schriften auf beachtliche 1.500 Bände mit zusammen 2.500 Titeln angewachsen, die er möglichst geschlossen erhalten sehen wollte. Zu seiner Rendsburger Zeit hatte er daran gedacht, sie den dortigen Pastoren zu vermachen. Später, in Hamburg, plante er wohl, sie in Hamburg zu lassen, stieß dabei aber auf kein Interesse. Jedenfalls orientierte er sich um, und sein Blick fiel auf seine Geburtsstadt Preetz und seine Förderinnen im Kloster. In dem Codizill zu seinem Testament legte er 1688 fest (das Folgende ist leicht an unseren Sprachgebrauch angepasst):

„Die dritten Umstände (neben den Bestimmungen zum Stipendium) gehen die Bibliothek an, die in Rendsburg hätte bleiben sollen. Aber es ist solches Vorhaben auch annuliert wie ich denn solches hiermit kräftig widerrufe, und habe hierauf ein Belieben getroffen mit der Hochadeligen Klösterlichen Obrigkeit und den Herren Predigern zu Preetz, weil es mein Vaterland ist, dass meine Bibliothek nach meinem Tode nach Preetz soll geführet und daselbst in der Closterkirchen im Refenter beygesetzt werden und dem Clero Pretzensi geschenkt seyn, ihr fleissig und beharrlich zur Ehre Gottes und ihrer Erbauung zu gebrauchen.“

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Testament Petrus Scheeles von 1688 · Foto: Bernd Perlbach

Über die danach notwendigen Bestimmungen, insbesondere die Errichtung einer rechtswirksamen Stiftung, entschied er dann 1693. Für die Erhaltung und für Zukäufe legte er ein Kapital von 2000 Reichthalern in dänischen Kronen fest. Damit glaubte er, die Zukunft und den weiteren Ausbau seiner Sammlung für alle Zeiten gesichert zu haben. Immerhin sorgte das Stiftungskapital bis zur Hyperinflation von 1923 für Pflege und stetigen Anwuchs an Büchern.

Sein Stiftungskapital widmete er dem Andenken der Konventualinnen Margaretha und Hedewich von Ahlefeldt. Eifrig die Bücher gebrauchen sollten der Klosterprediger und die beiden Pastoren an der Fleckenskirche, die im jährlichen Wechsel Verantwortung trugen, aber gemeinsam über Zukäufe zu beschließen hatten. Die Aufsicht lag bei dem Klosterprobsten und der Priörin, denen jährlich Rechnung gelegt wurde. Neben den drei Preetzer Pastoren durften die Bücher von den Pastoren der zum Klostergebiet gehörenden Kirchen und – unter besonderen Auflagen – auch von Studenten der Theologie und anderen Interessierten genutzt werden. Die Stiftung trat nach Scheeles Tod am 4. Dezember 1700 ins Leben. Kurz vor Ostern 1701 holte der damalige Klosterprediger Heinrich Johnsen die Bücher von Hamburg nach Preetz.

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Widmungstafel in der Predigerbibliothek von 1688 · Foto: Bernd Perlbach