Bibliothek Geschichte

Unter den Kunstschätzen im Adeligen Kloster ist die Predigerbibliothek ein besonderer, allerdings für lange Zeit eher verborgener Schatz. Sie ist keine Klosterbibliothek im eigentlichen Sinne, sondern eine Gelehrtenbibliothek. Als Stiftung des Hamburger Pastors Petrus Scheele (siehe „Petrus Scheele Biografie“), der ein eifriger Büchersammler war, kam sie in der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert nach Preetz. Scheele suchte einen Ort, an dem seine Bücher nach seinem Tod geschlossen aufgestellt, erhalten und von Theologen genutzt werden konnten. Als Enkel eines Klosterpredigers und eingedenk der Förderung seiner Ausbildung und seines Fortkommens durch zwei Preetzer Konventualinnen, den Schwestern Margaretha und Hedewich von Ahlefeldt, fiel seine Wahl schließlich auf das Preetzer Kloster. In der Stiftungsurkunde von 1693 (siehe „Stiftungsurkunde“) bezeichnete er sich selbst als Gründer (Fundator), die beiden zu diesem Zeitpunkt bereits verstorbenen Konventualinnen Ahlefeldt als Erhalterinnen (Conservatrices) der Büchersammlung, die er den drei Preetzer Pastoren, dem Klosterprediger und den beiden Pastoren der Kirche des Fleckens Preetz, zum fleißigen Gebrauch vermachte. Für Zukäufe stiftete er ein Kapital von 2.000 dänischen Kronen, aus dessen Verzinsung Ankäufe ermöglicht werden sollten. Damit konnte die Bibliothek stetig erweitert werden, bis die Inflation von 1923 das Stiftungskapital vernichtete. Seit dieser Zeit ist die Sammlung nicht mehr als lebendig-wachsende Präsenzbibliothek, sondern als unter dem Schutz des Klosters stehende Denkmalbibliothek zu betrachten.

Die Scheelesche Büchersammlung wurde im Jahr nach Scheeles Tod 1701 bestimmungsgemäß von Hamburg nach Preetz gebracht und zunächst im Remter der Klausur, danach im Hause des Klosterprobsten aufgestellt. 1724/1726 richtete man einen Raum im heutigen Konventbau für die Aufnahme der Büchersammlung ein. Der Zuwachs an Büchern machte es 1738/39 notwendig, diesen Raum zweigeschossig zu erweitern und mit einer umlaufenden Galerie und passenden Regalen zu versehen. So präsentiert sich die Bibliothek noch heute.

Nach dem ältesten vorhandenen Katalog von 1715 bestand die Scheelesche Stiftung aus rund 2.500 Titeln in 1.500 Bänden. Hier findet sich alles, was zur wissenschaftlichen Grundausstattung eines lutherischen Pastors gehörte, dazu barocke Literatur wie Erbauungsschriften, Predigten und Gelegenheitsdichtungen, darunter verhältnismäßig viele Unikate. Dieser Altbestand ist als geschlossen erhaltene Gelehrtenbibliothek mit einem Schwerpunkt bei der lutherischen Theologie orthodoxer Prägung und ihren Hilfswissenschaften von erheblicher geistesgeschichtlicher Bedeutung. 
Das ganze 18. Jahrhundert hindurch wurde die Bibliothek durch den Erwerb von Neuerscheinungen, insbesondere von großen Reihenwerken, und durch Käufe auf Auktionen oder durch Schenkungen stetig erweitert. Jetzt wurden Weltgeschichte, deutsche Geschichte und die Geschichte Dänemarks und Schleswig-Holsteins, daneben Erd- und Landeskunde zu neuen Sammlungsschwerpunkten. Nach 1830 wurden vor allem Neuerscheinungen gesammelt und zwei geschlossene Bestände übernommen. Heute umfasst die so vergrößerte Bibliothek auf ca. 470 Regalmetern in teilweise doppelter Stellung rund 14.500 Titel in etwa 10.500 Bänden. Für fast alle Bücher des Scheeleschen Bestandes sind Angaben über den Zeitpunkt ihres Erwerbs und den Kaufpreis erhalten. Dies gilt noch mehr für die späteren Zukäufe, die in einem Rechnungsbuch zusammengefasst sind, das 1702 begonnen und bis 1923/24 geführt wurde. Wenige spätere Zugänge wurden in den Folgejahren bis 1981 aufgenommen.

Der herausragende Wert der Predigerbibliothek liegt in ihrem Charakter als Zeugnis der Glaubens-, Wissenschafts- und Kulturgeschichte insbesondere des 17. und 18. Jahrhunderts. In Schleswig-Holstein hat sich keine andere vergleichbare Bibliothek aus dieser Zeit erhalten. Dazu ist die Aufstellung der Sammlung in dem eigens für sie errichteten, unter Denkmalschutz stehenden Bibliotheksraum einzigartig in Schleswig-Holstein.

Adeliges Kloster Preetz · Predigerbibliothek
Petrus Scheele · Ölgemälde nach Stich Romstet, 1667 · Foto: Bernd Perlbach